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  • 16.07.2025

17. Vertreterversammlung der LAK Neunte Sitzung am 26. Juni 2025

Die 17. Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer kam am 26. Juni zu ihrer neunten Sitzung in Stuttgart zusammen.

Den Fuß in der Tür

„Damit hätte ich nicht gerechnet.“ Mit diesen ungewöhnlichen Worten eröffnete Kammerpräsident Dr. Martin Braun am 26. Juni 2025 die neunte Sitzung der 17. Vertreterversammlung im Maritim Hotel in Stuttgart. Er bezog sich damit auf die Ernennung der baden-württembergischen Abgeordneten Nina Warken zur Bundesgesundheitsministerin. Dass sie bisher weniger Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen hatte, wertete Dr. Braun als Vorteil: Mit ihren ersten inhaltlichen Schwerpunkten habe die neue Ministerin schon bewiesen, dass ihre Unvoreingenommenheit ein großer Gewinn für die Gesundheitspolitik der nächsten Jahre sei.

Das spiegele sich auch direkt im Koalitionsvertrag wider. Den Apotheken ist dort ein eigener Abschnitt gewidmet, der die zentralen Forderungen der Apothekerschaft aufgreift und konkrete Zielmarken vorgibt. Der Präsident führte das einerseits auf die stetige Ansprache von Abgeordneten auf Parteitagen oder in Formaten wie dem Parlamentarischen Abend zurück, andererseits habe sich der Graswurzelansatz mit zahlreichen Besuchen von Politiker:innen in Apotheken bewährt.

So erfreulich die Formulierungen im Koalitionsvertrag auch seien, gab Dr. Braun dennoch zu bedenken: „Unsere Beharrlichkeit hat dazu geführt, dass unsere Forderungen aufgegriffen wurden. Nun heißt es Dranbleiben, damit sie auch zeitnah umgesetzt werden.“

Wie dringend das nötig sei, erläuterte er anhand der Vergütung im Notdienst. Für eine Durchschnittsapotheke reiche diese bei weitem nicht aus. Der Präsident erlaubte sich die provokante Frage: „Oder kennen Sie einen Handwerker, der freiwillig auf 1.000 Euro Kosten sitzenbleibt?“

Wie es besser geht, hat die LAK unlängst in einem Positionspapier detailliert dargelegt: Das dort vorgeschlagene Konzept sieht eine grundsätzlich bessere Finanzierung des NNF, eine bedarfsgerechte Neuorganisation mit Teil- und Vollnotdiensten, die Etablierung telepharmazeutischer und telemedizinischer Angebote und eine deutliche Anhebung der Notdienstgebühr vor.

Mit großer Sorge blickt Dr. Braun auch auf die negativen Entwicklungen beim Medizinalcannabis. Die neue Gesetzgebung habe es einschlägigen Plattformen ermöglicht, den etablierten und sicheren Abgabeweg mit Beratung durch Apotheken vor Ort zu unterwandern, weil dort die strikte Trennung von ärztlicher Verschreibung und der Abgabe an Patient:innen faktisch nicht mehr gegeben ist. Diese Praxis war bislang völlig zurecht undenkbar. Besonders kritisch sieht der Präsident die fehlende Beratung: „Das Ausfüllen von Kreuzchen in einem Fragebogen ist doch keine Beratung! Eine sachgerechte und sichere Abgabe von Medizinalcannabis - und allen anderen Arzneimitteln auch - kann einzig und allein von der Apotheke vor Ort gewährleistet werden.“

Patientenorientiert, wegweisend, innovativ

Die große heilberufliche Kompetenz von Apotheker:innen war auch der Schwerpunkt im Bericht von LAK-Vizepräsidentin Silke Laubscher. Sie stellte der Vertreterversammlung das von der ABDA erarbeitete Konzept der „Apotheke der Zukunft“ vor.

Das detailliert austarierte Positionspapier orientiere sich an realen Bedarfen und Entwicklungen in der Arzneimittelversorgung. In diesem Zusammenhang verwies Laubscher auf eine aktuelle Forsa-Umfrage, in der sich rund zwei Drittel der Befragten eindeutig für erweiterte Versorgungsleistungen in der Apotheke vor Ort aussprachen.

Die „Apotheke der Zukunft“ greife diese Wünsche direkt auf und mache konkrete Vorschläge: Durch Rezeptverlängerungen bei stabil eingestellten Patient:innen, eine Notfallabgabe von Rx-Arzneimitteln und erweiterte Austauschmöglichkeiten bei Lieferengpässen soll die Arzneimittelversorgung noch schneller und sicherer möglich sein.

Auch bei Prävention und Früherkennung bestimmter Erkrankungen sollen Apotheken künftig eine größere Rolle spielen: Regelmäßige Screenings, ein breiteres Beratungsangebot und die Impfung mit Totimpfstoffen tragen dazu bei, dass die Patient:innen besser vor Gesundheitsrisiken geschützt werden.

Im Fokus des Positionspapiers stehen zudem die erfolgreiche Arzneimitteltherapie und die Stärkung der Therapietreue. Hier gab Laubscher zu bedenken: „Etwa die Hälfte der Patientinnen und Patienten nehmen Arzneimittel in der Dauerversorgung nicht ein wie verordnet. Ein ganzheitliches und interprofessionelles Medikationsmanagement setzt schon bei der Verordnung an und begleitet die Patientinnen und Patienten kompetent durch die Therapie.“

Die Chancen zur Umsetzung der Ideen stehen derweil gut. Laubscher griff dazu die Ergebnisse der Aktion WhatsApo im Vorfeld der Bundestagswahl im Februar auf. Auch dort haben sich jeweils über 90 Prozent der teilnehmenden Bundestagskandidat:innen für eine größere Rolle der Apotheken in der Gesundheitsprävention als auch für eine staatliche Sicherung der Apotheke vor Ort ausgesprochen. Die Vizepräsidentin machte deutlich: „Diese wirtschaftliche Stabilisierung ist zwingend erforderlich, denn wo keine Apotheke mehr ist, kann auch keine Leistung mehr erbracht werden.“

Die Kammer wird digitaler

LAK-Geschäftsführer Dr. Karsten Diers zog hinsichtlich des Kammerhaushalts eine erfreuliche Bilanz: Auch kostenintensive Projekte wie die ZL-Sanierung und der Umbau der Geschäftsstelle haben zu keinen Liquiditätsengpässen geführt.

Die Digitalisierung der LAK laufe daneben weiterhin auf Hochtouren. Dr. Diers hob dabei den Relaunch der Website besonders hervor. Das eigens dafür eingerichtete Mitgliederportal, ein expliziter Wunsch der Vertreterversammlung, vereinfache und verschlanke viele Vorgänge für die Mitglieder und trage dem Online-Zugangsgesetz Rechnung.

Rückenwind bei der fortschreitenden Digitalisierung der Kammer geben die Ergebnisse der Mitgliederbefragung aus dem Frühjahr. Auch daraus lasse sich deutlich der Wunsch nach mehr digitaler und zentraler Kommunikation ableiten.

Die Ergebnisse der Befragung sieht Dr. Diers daher in erster Linie als Auftrag. Mit der Nach- und Neubesetzung verschiedener Stellen in der Geschäftsstelle sei die LAK hier ebenfalls auf einem guten Weg.

Notdiensteinteilung läuft stabil

Justiziar Uwe Kriessler fokussierte sich in seinem Bericht zunächst auf die flexiblen Apothekenöffnungszeiten, die Inhaber:innen seit Ende 2024 anwenden können. Bislang werde davon nur vereinzelt Gebrauch gemacht. Kriessler betonte, dass die flexibleren Öffnungszeiten nichts am vorgeschriebenen Umfang der Dienstbereitschaft ändern. Die neue Regelung gelte zunächst bis Ende 2026.

Ein positives Resümee zog Kriessler außerdem zur Neukonzeptionierung des Notdiensts seit Jahresbeginn. Selbst bei einer Vielzahl von Tauschen und Apothekenschließungen konnte die vorgesehene Entfernung zwischen den Notdienstapotheken eingehalten werden. Er lobte in diesem Zusammenhang das kollegiale Mitwirken der Inhaber:innen, warb aber auch um Verständnis dafür, dass sehr wenige Apotheken nicht entlastet werden konnten. Die Umstellung trug indes erste Früchte: Die insgesamt sinkende Zahl an Notdiensten wirkte sich direkt auf die zur Verfügung stehende Vergütung aus dem NNF aus.

Kriessler reagierte zudem auf die vielfältigen Unklarheiten bei der Zertifikatverlängerung von HBA und SMC-B. Detailliert führte er durch die möglichen Szenarien und notwendigen Schritte bei der Beantragung neuer Karten. Er wies mit Nachdruck darauf hin, die Informationen seitens der Kammer zu beachten und ernst zu nehmen.

Maria Diop vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg schloss sich diesem Appell an und ließ bei dieser Gelegenheit die vielen Jahre der Zusammenarbeit Revue passieren. Die Leidenschaft und Kreativität im Einsatz für den Berufsstand habe sie an der LAK immer sehr geschätzt, gebe ihre Aufgaben nun aber altersbedingt an ihren Nachfolger Dr. Andreas Vogelmann ab.

Noch näher an den Mitgliedern

Neue Gesichter stellte auch Pressesprecherin Mirjam Taufenbach vor. Sie freue sich darüber, dass sich der PR-Abteilung durch die verstärkte Besetzung neue Möglichkeiten der Kommunikation und Außendarstellung bieten. Diese werden bereits rege genutzt: Der Aktionstag zum Tag der Apotheke in Stuttgart am 7. Juni war ein voller Erfolg und auch der Social-Media-Auftritt der Kammer werde kontinuierlich ausgebaut.

Dieser nehme künftig die berufspolitische Positionierung der Kammer noch stärker in den Blick und wende sich häufiger auch an die Patient:innen, um die Unverzichtbarkeit und ständige Erreichbarkeit der Apotheke vor Ort deutlich zu machen. Sie betonte, dass insbesondere diese an Patient:innen gerichteten Inhalte gerne durch die eigenen Profile der Apothekerschaft weiterverbreitet werden dürfen.

Ausführlich ging Taufenbach darüber hinaus auf die Neugestaltung der LAK-Website und des neuen Mitgliederportals ein. Neben einer Neugestaltung des Designs mache eine strikte Trennung von öffentlichem und geschlossenem Bereich die Seite für alle Zielgruppen attraktiver. Das neue Dashboard im Portal „Meine LAK“ ermögliche daneben einen individuellen Zuschnitt auf die Bedürfnisse der Mitglieder.

Taufenbach unterstrich, dass keine Funktionen verschwinden, sondern das Angebot sogar ausgeweitet werde. Das neu konzipierte „Apopedia“ beispielsweise fasse alle pharmazeutischen und rechtlichen Informationen der Kammer an einem Ort zusammen, die durch die neue Volltextsuche noch leichter gefunden werden können.

Auf der Tagesordnung der Vertreterversammlung standen außerdem die schriftlich eingereichten Berichte der Ausschussvorsitzenden und Koordinator:innen sowie die Wahl der Delegierten zum Deutschen Apothekertag im Herbst. Neben den gesetzten Vorstandsmitgliedern wählte die Vertreterversammlung sieben weitere Delegierte, welche die baden-württembergische Apothekerschaft vom 16. bis 18. September in Düsseldorf vertreten werden.

Die nächste Sitzung der Vertreterversammlung findet statt am 19. November 2025.

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